By Wolfgang Keller
Originally written 2020-08-02
Last modified 2022-09-14
Eine Behauptung, die man häufig hört, ist, dass Programmierer schlicht untalentiert im Entwerfen von Benutzeroberflächen seien und dass man sie deswegen keine GUIs entwerfen lassen solle.
Dass aufgrund von mangelndem Wissen über Design bei Programmierern gerade in den 90er-Jahren einige „Designverbrechen“ in Sachen Benutzeroberflächen entstanden, ist sicherlich wahr. Allerdings hat sich seitdem in diesem Punkt in der Ausbildung von Programmierern/Informatikern einiges getan, sodass „Designverbrechen“, welche schlicht auf Unwissen beruhen (beispielsweise kein Ausrichten von GUI-Komponenten entlang eines Gitters), heutzutage kaum noch auftreten.
Dennoch hält sich diese Unterstellung, dass Programmierer schlicht keine GUIs entwerfen können, hartnäckig. Ist dies Böswilligkeit oder steckt da mehr dahinter?
Der folgende Cartoon gibt auf diese rhetorische Frage eine sehr interessante Antwort: http://okcancel.com/strips/okcancel20031010.gif
[visited 2020-08-02T16:01:25Z] (Update 2022-09-14: der Link ist tot, daher ein archive.org-Memento:
https://web.archive.org/web/20200501113647/http://okcancel.com/strips/okcancel20031010.gif
[archived 2020-05-01T11:36:47Z; visited 2022-09-14T01:03:14Z]).
Er zeigt eine These auf, welche ich in der Vergangenheit schon sehr oft vertrat:
Programmierer haben in vielen Fällen schlicht eine vollkommen andere Art, mit graphischen Benutzeroberflächen (GUIs) zu interagieren als „der typische Nutzer“. Daher tendieren sie dazu, Benutzeroberflächen zu entwickeln, welche dem Interaktionsstil entsprechen, in dem sie typischerweise mit dem System interagieren. Da dieser nicht dem Interaktionsstil „des typischen Nutzers“ entspricht, sieht jener die GUI (in meinen Augen zu Unrecht) als „schlecht entworfen“ an, was sie aber im Allgemeinen keineswegs ist.